Immer mehr Anwendungen arbeiten vernetzt
Ein Schlaglicht auf die Kehrseite des vernetzten Smart Home-Komforts warf im Februar 2017 ein TV-Beitrag: Ein IT-Spezialist öffnete vor laufender Fernsehkamera mit nur wenigen Mausklicks via Internet das smarte fern-steuerbare Schloss einer hunderte Kilometer entfernten Tür. Der EDV-Fachmann hatte die IP-Adresse des Smart Homes über die Suchmaschine www.shodan.io und rasch Zugang ins Bedienmenü des elektronischen Türschlosses gefunden.
Pascal Reinheimer, erfahrener IT-Experte aus Darmstadt: „Wer sich von den Komfortfunktionen im Smart Home angezogen fühlt, sollte sich bewusst sein, dass kriminelle Hacker-Banden längst nach Sicherheitslücken suchen, um in häusliche IT-Netzwerke einzudringen. Das kann teuer werden, wenn es diesen Cyberkriminellen gelingt, sich Zugang zu den Räumen Ihrer Privatwohnung oder Ihrer Firma zu schaffen. Das kann auch sehr peinlich werden, wenn beispielsweise sehr private Bilder ihrer Überwachungskameras oder vertrauliche Daten nach einem Hack Ihres EDV-Netzwerks plötzlich weltweit im Internet zur Schau stehen. Hacker können die gesamte technische Infrastruktur eines schlecht gesicherten Smart Homes lahmlegen.“
Eine weitere sehr problematische Komplikation: Eine Schadsoftware, die über eine Sicherheitslücke in Ihr Heimnetzwerk eingedrungen ist, kann hier ein sogenanntes Botnetz aufbauen und über das Internet weitere Computer infizieren, sich viral verbreiten wie eine Krankheit. Der erfahrene Darmstädter EDV-Fachmann Pascal Reinheimer warnt: „Über unsichere Geräte-Frontends von Smart Home-Geräten können auch Wlan-Passwörter unverschlüsselt ins Netz gelangen. Auch DDOS-Angriffe (Distributed Denial of Service), die zu den häufigsten Cyber-Attacken gehören, können über vernetzte Geräte im Smart Home erfolgen. Cyber-Kriminelle setzen DDOS-Attacken ein, um angegriffene EDV-Netzwerke lahmzulegen und fordern dann vielfach Lösegeld, damit die Opfer Ihre verschlüsselten Inhalte wieder frei bekommen.“
Das c’t magazin, eine renommierte Fachzeitschrift für IT-Systemadministratoren und anderen EDV-Fachleute sowie Computer-Interessierte, hat im Sommer 2017 untersucht, wie sicher Geräte für Smart Homes sind, und ist zu erschreckenden Ergebnissen gekommen. „Nicht allein Nachlässigkeit bei der Vergabe von Passwörtern öffnet Hackern Tür und Tor ins Smart Home. Viele der Geräte haben auch schwere konstruktive Mängel, die Hackers Liebling und ein Lustgarten für Einbrecher sind“, so der Darmstädter IT-Unternehmer Pascal Reinheimer. Darüber und auch über versteckte Mikrophone zum Beispiel in einer WLAN-Steckdose und eingebaute Sensoren, so die Tester von c’t, lassen die mitgelieferten Bedienungsanleitungen die Nutzer vielfach im Unklaren.